Discographie

«si bleu, si calme»
2014 / Neos / mdi ensemble
si bleu, si calme

MISATO MOCHIZUKI
Si bleu, si calme - All that is including me - Chimera - Intermezzi I - La chambre claire Marino Formenti piano
Eva Furrer flute
Sophie Schafleitner violin
Bernhard Zachhuber clarinet
Klangforum Wien
Johannes Kalitzke
 
Includes booklet with text by Misato Mochizuki

Tracklisting:

1 Si bleu, si calme for ensemble (1997) 12:21
2 All that is including me for bass flute, clarinet and violin (1996) 10:46
3 Chimera for ensemble (2000) 9:37
4 Intermezzi for flute and piano (1998) 8:24
5 La chambre claire for ensemble (1998) 12:41


Die grundlegenden Ideen von Si bleu, si calme sind die natürlichen Kreisläufen von Wasser und Luft: Kondensierung und Verdunstung, Winde und Strömungen. "Bleu" (Blau)steht hier für die Elemente Luft und Wasser und "Calme" (Ruhe) bezieht sich auf den Raum und die Stille. Musikalisch gesehen tendiert die Einheit "Bleu" zu Entwicklung und wachsender Komplexität, während "Calme" die Vereinfachung der Intervalle und der rhythmischen Figuren ver-arbeitet. All that is including me: Der Titel stammt von einem improvisierten Gedicht von Buckminster Fuller. Der Impetus, dieses Stück zu schreiben, kam mit der Lektüre des Buches "Rückkehr aus dem All" von dem japanischen Journalisten Takashi Tachibana. Ich war von der spirituellen Kraft ihrer Erfahrungsdarstellungen beeindruckt, und ganz speziell was das religiöse Gefühl betrifft. Parallel dazu hat mir auch die wissenschaftliche Literatur über den Weltraum so manche Perspektiven eröffnet: etwa die Idee der "komplexen Rotationssysteme" (wie es z.B.der Fall mit Sonne, Mond und Erde ist), welche spezifische Variationsprozesse schaffen, Licht/Schatten-Effekte, und damit einen zyklischen Zeitablauf mit sich bringen, innerhalb dessen Ausweitung und Kontraktion alternieren. Mein Interesse bestand darin, diese paar Grundregeln mit dem Prinzip der komplexen Rotationssysteme zu verbinden. Chimera: In den Naturwissenschaften ist eine Chimere ein durch genetische Manipulation im Labor geschaffenes Wesen, das die Eigenschaften von zwei oder mehreren Spezies in sich vereint. Dies sind die Elemente, die die Entwicklungscharakte-ristiken in diesem Stück inspiriert haben: die Einführung eines Fremdkörpers, die Verbreitung von Information, die Erzeugung von Antikörpern, die Herbeiführung von Kampf. Der Technomusik schuldet Chimera auch viel. Intermezzi I: Der Stückzyklus "Intermezzi " ist inspiriert von der Theorie über den "fragmentierten Diskurs" von Roland Barthes. In der Erfahrung meiner Musik suche ich dazu ein Analogon, was mich von jedweder strengen Planung der Form und der Technik des Kompo-nierens distanziert. Meine musikalischen Ideen haben die Erscheinungsform der Improvisation, eines nicht kalkulierten Ablaufes, und meine Musik wird erst in der Sequenz der Ereignisse selbst sinnvoll.
 La Chambre claire: Für dieses Stück ist ebenfalls ein Buch von Roland Barthes der Ausgangspunkt, nämlich "La Chambre claire ", über die Photographie. Ich wollte mich mit der Dualität, ähnlich einem Schrei mitten in der Stille, spielerisch auseinandersetzen, indem ich der Idiomatik des Photographischen Konzepte entlehnte: nämlich das der unbegrenzten Reproduktion eines fliehenden Augenblicks und die Idee eines Panoramas, das durch den Einfluss des Lichtes zum Leben erweckt wird. Ich habe für die Gesamtheit des Stückes einen festgelegten binären Rhythmus gewählt, der in Schleifen, Gegenüberstellungen und Überlagerungen musikalischer Phrasen gespielt wird.